Backen mit Kaffee
Der Kaffee ist fertig
Ein Streifzug durch die Kaffeegeschichte
Lässt dieser Satz auch eure Herzen höherschlagen? Dann seid ihr nicht allein: Rund 90 % der Österreicherinnen und Österreicher trinken Kaffee. Der heiße Wachmacher ist mit Abstand das beliebteste Heißgetränk im Land. Pro Kopf und Jahr werden bei uns unglaubliche 162 Liter Kaffee getrunken, durchschnittlich zwei Tassen täglich. Am beliebtesten sind Verlängerter, Cappuccino und Espresso. Zusammengefasst: Kaffee gehört zu unserem Leben einfach dazu. Sogar so sehr, dass wir uns in Österreich gern damit rühmen, die Kaffeehauskultur erfunden zu haben. Das stimmt jedoch nur teilweise, denn schon lange vor uns haben Menschen aus fernen Weltgegenden das flüssige Wunder kennen und lieben gelernt.
Die Wiege des Kaffees
Wie so oft bei Klassikern aus der Backwelt, ranken sich auch um die Entdeckung des Kaffees die wildesten Legenden. Die wohl bekannteste dieser Geschichten macht ausgerechnet afrikanische Ziegen dafür verantwortlich, dass wir heute genüsslich unseren Kaffee schlürfen dürfen. Klingt verrückt, soll sich aber so zugetragen haben: Wir schreiben das 9. Jahrhundert. In der Region Kaffa im ostafrikanischen Äthiopien sticht die Sonne vom Himmel. Die Hirten wollen sich nach einem langen Fußmarsch ausruhen, ihre Ziegen allerdings ganz und gar nicht. Die Tiere haben von den Früchten eines Baumes gekostet und springen jetzt lebhaft umher – bis in die Nacht hinein. Die verzweifelten Hirten bringen die geheimnisvollen Früchte zu Mönchen. Diese kosten davon, werfen sie aber, enttäuscht vom bitteren Geschmack, ins Feuer. Plötzlich steigt ein herrlicher Duft auf. Die Mönche sind neugierig und machen damit eine Art Aufguss. Und siehe da: Er schmeckt und hält lange munter. So oder so ähnlich soll der Kaffee entdeckt worden sein. Einig ist man sich jedenfalls darüber, dass Afrika nicht nur die Wiege des Lebens, sondern auch die Wiege des Kaffees ist. Beim Ursprung des Namens hört diese Einigkeit schon wieder auf. Vermutet wird, dass die Region Kaffa namensgebend für den Kaffee war. Aber auch das arabische ort „qahwa“ kommt als Namensursprung in Frage.
Von Arabien nach Österreich
Arabien ist nämlich die zweite Station des Kaffees. Über Sklavenhändler dürften die Früchte, aus denen er gewonnen wird, von Äthiopien in den Jemen gelangt sein. Von dort aus eroberte der Kaffee die Geschmacksknospen der Arabischen Halbinsel. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden im heutigen Syrien die ersten Kaffeehäuser eröffnet. Etwa hundert Jahre später war es auch auf europäischem Boden so weit: Anfang des 17. Jahrhunderts wurden die Italiener vom Kaffeefieber gepackt und eröffneten ihre erste „caffetteria“. Wenig später schossen die Kaffeehäuser auch in Frankreich und Großbritannien aus dem Boden. 1685 schlug in Wien die Geburtsstunde der berühmten Wiener Kaffeehauskultur. Der Armenier Johannes Theodat erhielt von Kaiser Leopold die Erlaubnis, Kaffee auszuschenken. Was folgte, war ein regelrechter Kaffeeboom. Um 1900 gab in Wien es rund 600 Kaffeehäuser. Mit ihrer heimeligen und gleichzeitig schicken Einrichtung wurden sie zu wichtigen Treffpunkten für Literaten, Künstler und Politiker. Noch heute sind Kaffeehäuser und Cafés unverzichtbare Treffpunkte. Egal, ob Date, Geschäftsmeeting oder gemütlicher Tratsch mit Bekannten: Bei einer Tasse Kaffee lässt sich über fast alles reden.
Kaffee kann auch anders
Ziemlich interessant, welche verschlungenen Wege der Kaffee so zurückgelegt hat, oder? Bis jetzt haben wir über den weitgereisten Wachmacher aber immer nur als Getränk gesprochen. Damit Kaffee den Tag verschönert, muss er aber gar nicht unbedingt flüssig sein. Schokolade mit Kaffeegeschmack oder Cappuccino-Eis gehören längst zu beliebten süßen Glücklichmachern. Außerdem haben Menschen schon vor einiger Zeit erkannt, dass sich Kaffee prima verbacken lässt und auch in dieser Form die Stimmung „hochziehen“ kann. Und damit wären wir schon beim Thema: Zu den wohl bekanntesten Kaffeedesserts zählt das Tiramisu, was auf Deutsch so viel heißt wie „Zieh mich hoch“. Im Tiramisu spielt der Kaffee seine volle Stärke als Backzutat aus: Er macht das italienische Dessert durch seinen intensiven Geschmack aromatischer und lässt es herrlich saftig werden. Diese Kaffeepower wirkt aber nicht nur beim Tiramisu. In meinem Magazin Nr. 20 zeige ich euch, wie ihr mit Kaffee aus Muffins, Gugelhupf & Co. noch mehr Geschmack herausholen könnt.